Auf einmal war sie da, diese Idee… Ich habe mir für heute morgen den Wecker auf 6:30 gestellt und habe mich noch im Dunkeln aus dem Haus geschlichen. Den November spüren wollte ich, in aller Herrgottsfrühe alleine auf der Welt sein, nur ich, ein blasser Novembermond und das Flattern der großen Krähenschwärme.
Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal freiwillig so früh aufstehe. Ich bin doch eine Eule, und was für eine. Frühaufsteher und Menschen, die morgens schon fit und gut gelaunt sind, sind mir ausgesprochen suspekt. Aber jeden Morgen unter der Woche auf dem Weg zur Arbeit denke ich, wie schön doch die Natur ist. Und ich bereue jedes Mal, dass ich in ein garstiges, neonhell beleuchtetes Haus voller Menschen und Hektik gehen muss, bis es draußen wieder dunkel ist.
Wenn ich also für so etwas früh aufstehen kann, warum dann nicht auch mal für etwas Schönes? Sonst gebe ich noch irgendwann dem frühen Morgen selbst die Schuld. Lade alle meine negativen Konnotationen auf ihm ab. Dabei ist der Morgen so schön, wenn man nicht zur Arbeit muss.
Man muss nämlich gar nicht richtig wach werden. Man kann einfach mit offenen Augen weiterträumen. Den Himmel in sich aufsaugen, der von Schwarz zu Blau wird, die Raben, die wie schwarze Früchte auf den dürren Ästen hocken, die Astgerippe, die wie japanische Tuschezeichnungen aussehen.
Und dann, wenn der Himmel langsam hellblau wird, die ersten Menschen auf den Straßen erscheinen und die Bäckereien öffnen, schnell wieder ab ins warme Bettchen und den Morgen gemütlich mit dem Herzjungen und einem warmen Kakao beginnen.
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