Wir brauchen mehr Zimmer. Definitiv. Mir ist nämlich aufgefallen, dass Shabby nicht gleich Shabby ist (könnt ihr dieses Wort überhaupt noch hören?). Es gibt ja dieses etwas edlere Shabby, das in die Richtung Paris-Chic geht… ein bisschen nostalgisch, ein bisschen Boudoir, in Creme und Altrosa – das haben wir ja ungefähr im Schlafzimmer, so weit so gut. Dann gibt es noch das skandinavische Shabby, mit ganz viel Weiß, Holz und Rosali-Prints… und dieser Eastcoast-Long-Island-Style, eher mit Korbmöbeln, Sternen und Stencilnummern, das ist für mich auch eine Unterart des Shabby. Das ist jetzt nur mal das, was ich mir so in meinem Köpfchen zurechtgesponnen habe und man kann das ja auch alles kombinieren, aber ich hätte doch bitte gerne für jede Unterart ein eigenes Zimmer. Denn das Paddel, das ich heute bearbeitet habe, passt nicht ins Schlafzimmer. Das ist Eastcoast pur, mit Paris-Chic hat das nichts zu tun! Na mal schauen, ich hab da schon ein paar Pläne für unser Wohnzimmer…
Das gute Stück war ein Dachbodenfund im Haus meiner Großeltern – ihr hättet mal mein triumphierendes Quieken hören müssen, als ich es hinter einer staubigen Klamottenkiste und einer alten Druckmaschine hervorgezogen habe. Aber es brauchte noch ein bissl Feinschliff. So gelbbraun glänzend lackiert hat es zwar auch was, aber warum sollte man etwas so lassen wie es ist, wenn man es auch weiß streichen kann?
Für den Fall dass ihr auch so ein altes Paddel habt (geht mal suchen, vielleicht habt ihr ja Glück, auch auf Flohmärkten oder so…), habe ich hier eine kleine Anleitung für euch. Das Prinzip kann man aber auch auf andere Gegenstände wie Kisten, Kommoden oder Spiegelrahmen übertragen. Was man hier auf den Übersichtsfotos nämlich noch nicht so gut sieht: Der Anstrich ist nicht ordentlich, er soll ein bisschen alt und gebraucht aussehen. Und dann sind da ja noch Stencilnummern drauf. Also hier kommt die Anleitung…
Das braucht ihr:
ein Paddel (oder was auch immer ihr wollt)
Schleifpapier
2 Acrylfarben eurer Wahl, eine dunklere und eine helle
ein breiter Pinsel um das Paddel anzumalen
ein schmaler Pinsel oder auch ein Schwämmchen fürs Stencilmotiv
Lampenfolie, um daraus eure Schablone zu machen
Stencilvorlage, hier einfach vom Laptop abgemalt
Und so geht’s:
1. Das Paddel gut mit grobem Schleifpapier abschleifen, ich hatte Körnungsgrad 40. Wenn es nämlich noch mit superwasserabweisendem Bootslack lackiert ist, nimmt es auch eure Farbe nachher nicht so gut an. Ist ja generell so, der Altanstrich sollte runter bevor ein neuer draufkommt. Es sei denn, er wäre grau (warum seht ihr gleich). Wie gesagt, ordentlich und perfekt soll das hier gar nicht werden.
2. Wenn nichts mehr glänzt, wird das Paddel in der dunkleren Farbe wusch-wusch angemalt. Es kann ruhig unsauber werden! Es kann nicht nur, es soll sogar. Gut trocknen lassen. Diese dunklere Untergrundfarbe soll später durch die helle Farbe durchschimmern.
3. Auf die getrocknete Untergrundfarbe eine zweite Farbschicht, diesmal mit dem helleren Ton, auftragen. Bei mir war es Weiß. Und ihr ahnt es schon, bitte schön schlampig, damit das Grau noch hier und da durchkommt. Ebenfalls sehr gut trocknen lassen. Aber wie gesagt, mit den Acrylfarben von Idee hab ich das alles an einem Tag geschafft.
4. In der Zeit könnt ihr euch euer Stencilmotiv aussuchen. Ich hatte mir diese Font hier runtergeladen, Stardos Stencil Uppercase (klick), und damit ganz groß meinen „Wunschtext“ in Word geschrieben. Das kann man jetzt ausdrucken und auf die Lampenfolie übertragen oder auch direkt vom Bildschirm auf die Lampenfolie abmalen. Warum TL47? TL sind die Initialien vom Quartier Maritime Toulon. Jede Hafenregion in Frankreich hat ihren eigenen Code. Eigentlich ist zwar Brest mein „Heimathafen“, aber BR fand ich optisch nicht so schön fürs Paddel. Und die 7 und die 4 sind einfach meine Lieblingszahlen.
5. Die auf die Lampenfolie gemalten Buchstaben ausschneiden, so bekommt ihr eure selbstgemachte Schablone. Die Lampenfolie ist eigentlich dazu gedacht, Lampenschirme oder Lichterketten zu basteln. Aber ich fand sie gerade richtig für DIY-Stencilschablonen. Fest genug und stabil, aber doch gut biegsam und leicht zu schneiden. Und ihr könnt die Schablone immer wieder verwenden.
6. Jetzt könnt ihr eure Schablone auf dem gut getrockneten Paddel festtapen und mit einem runden Pinsel oder einem Schwämmchen das Motiv auftupfen. Es gibt auch extra Pinsel hierfür. Achtet in jedem Fall darauf nicht zu viel Farbe auf den Pinsel zu nehmen, sonst läuft es unter die Ränder.
Und wenn man dann noch will, kann man dem Paddel noch mit Schwingschleifer, Fahrradkette, Proxon oder Schleifpapier zu Leibe rücken, um noch mehr Gebrauchsspuren, Holzwurmlöcher etc. zu faken. Durch die dunkle Farbschicht dadrunter gibt es einen netten Effekt. In der Realität werden so alte Paddel ja auch immer wieder überstrichen.
Hier kommt ein äußerst sinnvolles Foto ohne Paddel. Hmja.
Aber hier wieder:
Ein bissl mehr werde ich es noch runterrocken, nur die Farbe war heute noch nicht ganz durchgetrocknet. Aber Frau Ungeduld konnte es natürlich nicht abwarten und musste euch HEUTE schon das Paddel zeigen.
Und in dem Stil jetzt bitte mal das ganze Wohnzimmer. Danke. Ich brauche ein Ektorp.
Habt ihr auch schon mal einen alten Dachboden- oder Sperrmüllfund wieder aufbereitet? Erzählt!
✩✩✩
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