Eine der besten Inspirationsquellen für Rezepte sind französische Zeitschriften. Ein Melonen Tiramisu war es allerdings nicht, was ich gesehen hatte, sondern das hier: „Melon grillé au miel, coulis au Pineau des Charentes et glace au yaourt“. Also gegrillte Charentais-Melone mit Honig, Pineau des Charentes, Joghurt-Eiscreme und einem Crunch aus Spéculoos-Keksen. Ob es in der Saveurs war oder in der Elle à Table weiß ich gar nicht mehr, jedenfalls hat mich die raffinierte Kombination der Aromen total angefixt. Allerdings habe ich keine Grillpfanne und Eiscreme fotografieren wollte ich auf keinen Fall. Daher habe ich die Aromen einfach in DAS Dessert zur Ehrung leckerer Schnäpse gepackt: Tiramisu.
Pineau des Charentes
Zum leckeren Schnaps muss ich kurz ausholen: Unsere französischen Freunde (in deren Haus meine Eltern im Sommer immer sind) hatten uns aus ihrem Urlaub in Rochefort unter anderem eine Flasche Pineau mitgebracht. Da fiel mir wieder ein, dass ich ja auch noch eine zu Hause stehen habe.
Pineau des Charentes ist ein Likör aus frischem Traubensaft und Eau de Vie de Cognac, der also einerseits schön fruchtig und süß ist, andererseits aber auch etwas Biss hat. Die Aromen erinnern an Pfirsich, Nougat und Honig.
Angeblich wurde er durch einen Fehler erfunden, als ein Winzer frischen Most in ein Fass goss, in dem unerwartet noch ein Rest Eau de Vie (zur Cognac-Bereitung) war. Wie der Name schon sagt, ist der Aperitif in der Charente in Westfrankreich weit verbreitet und beliebt.
Hier in Deutschland bekommt man ihn leider kaum im Handel, von daher ist es natürlich ein bisschen gemein, ein Rezept damit zu posten. Aber ich wollte auch mal etwas bloggen, das ganz ohne Strategiedenken oder den Einfluss von Kunden entstanden ist, sondern einfach meine persönlichen Interessen widerspiegelt. Außerdem kann man das gute Zeug problemlos bei Amazon bestellen: klick zum Pineau (Amazon Affiliate Link). Es gibt viele verschiedene Hersteller, außerdem auch roten und weißen Pineau. Für das Melonen Tiramisu funktionieren alle Spielarten, probiert euch einfach mal durch. Super lecker, auch für herzhafte Gerichte, Saucen, zu Eis, Crêpes, als Apéro… Ein Fläschchen Pineau sollte man im Kühlschrank haben.
Zur Not könnt ihr Cognac und am besten weißen Traubensaft 1:1 mischen. Das ist natürlich kein Pineau, weil dafür ja Traubenmost und Eau de Vie de Cognac zusammen im Fass reifen müssen, aber as good as it gets…
Charentais-Melonen
Was ich außerdem noch zu Hause hatte: eine saftige, reife, an intensiven Aromen überbordende Charentais-Melone. Nicht so ein harter, geschmackloser Mist, wie man ihn hier meistens bekommt. Gute Melonen zu kaufen ist deshalb ein absolutes Muss, wenn ich im Sommer in Frankreich bin. Eine anständige Melone ist immer mein Urlaubsmitbringsel Nr. 1 für mich selbst.
Eigentlich schon wieder gemein. Aber vielleicht habt ihr ja eine Quelle für leckere Melonen. Gut zu wissen übrigens: Charentais-Melonen werden auch Cavaillon-Melonen genannt und die Sorte ist eine Zuchtform der Cantaloupe-Melone. Bei allen drei C’s könnt ihr also zugreifen und euer Glück versuchen.
Gute Charentais-Melonen erkennt man vor allem an einem Merkmal: an ihrem Duft, der mit zunehmender Reife fast parfumartig wird. Wenn ein Exemplar nach gar nichts riecht, dann lieber liegen lassen.
Melonen Tiramisu mit griechischem Joghurt
Nach dem Schnaps und der Frucht noch ein Wort zum Milchprodukt: Am besten schmeckt die Creme, wenn man Mascarpone und französischen Fromage Blanc 1:1 mixt. Nun ist das mit dem Fromage Blanc die dritte Gemeinheit in diesem Beitrag, da man diesen hier auch nicht ohne Weiteres bekommt. Fromage Blanc ist unserem Quark sehr ähnlich, aber es ist eben nicht das gleiche: Beim Fromage Blanc wird die Molke mit verwendet und untergerührt. Ich finde, er hat einen unnachahmlichen, frischen Milchgeschmack, den man bei Quark so nicht findet, und ist viel weniger sauer. Ich liebe es, Fromage Blanc einfach pur zu löffeln, was bei Quark mal so gar nicht der Fall ist.
Was meinem geliebten Fromage Blanc als Ersatz am nächsten kommt, ist also tatsächlich nicht Quark, sondern griechischer Joghurt. Daher nehmen wir einfach ihn als Partner für unseren Mascarpone. Mit Melone und Honig auf jeden Fall auch eine super Kombi.
Melonen Tiramisu mit Lotus Biscoff-Keksen
Zu den Lotus Biscoff-Keksen muss ich nichts sagen, die sind halt einfach geil, Punkt. Ach doch: Ich wollte sie für den Geschmack unbedingt im Melonen Tiramisu haben, aber Löffelbiscuits sind halt schon saugfähiger und allgemein besser für eine typische Tiramisu-Konsistenz geeignet. Also habe ich eine Schicht Löffelbiscuits und eine Schicht Biscoff-Kekse gelegt. Was ich erst beim zweiten Versuch ausprobiert habe, den ich nicht mehr fotografiert habe: Man kann auch zwei Schichten Löffelbiscuits machen und über jede zusätzlich noch Biscoff-Kekse legen. Also LB … LB statt L … B. Man braucht dann natürlich mehr Kekse und etwas mehr Pineau zum Durchweichen, aber das ist ja kein Drama. Daher habe ich das Rezept für zwei Schichten mit jeweils beiden Keksen aufgeschrieben. Auf dem einen Foto sieht es natürlich anders aus, weil ich ja nur die erste Variante (L … B) fotografiert habe. Also nicht wundern.
Melonen Tiramisu mit Pineau, Honig, Biscoff & griechischem Joghurt, Zutaten für eine ca. 25 cm x 20 cm Form:
120 g Löffelbiscuits
150 g Lotus Biscoff Kekse + ein paar für die Deko
120 ml Pineau des Charentes (oder 60 ml Cognac, 60 ml weißer Traubensaft 🙈)
120 g Honig
500 g griechischer Joghurt (noch besser wäre: Fromage Blanc)
500 g Mascarpone
1 wirklich reife Charentais-Melone
Frische Minze
Melonen Tiramisu mit Pineau, Honig, Biscoff und griechischem Joghurt, Zubereitung:
1. Zuerst eine reife Charentais-Melone halbieren. Aus beiden Hälften Kugeln ausstechen, das restliche Fruchtfleisch in kleine Würfelchen schneiden. Kugeln und Würfelchen getrennt in zwei Schalen geben.
2. Dann 120 ml Pineau und 40 g von dem Honig verrühren. Je 30 ml dieser Mischung über die Melonenkugeln sowie auch über die Würfelchen geben und diese bis zur weiteren Verwendung darin marinieren. 60 ml sind also weg, wir haben noch ca. 100 ml Pineau-Mischung.
3. Danach den Boden einer ca. 25 cm x 20 cm großen Form mit ca. 60 g Löffelbiscuits auslegen. Darüber ca. 75 g Lotus Biscoff-Kekse legen.
4. Anschließend die Hälfte vom übrigen Pineau-Mix, also ca. 50 ml, gleichmäßig mit einem Löffel darüber verteilen.
5. Nun 500 g griechischen Joghurt, 500 g Mascarpone und den restlichen Honig, also 80 g, verrühren. Schmeckt es hier mal ab, vielleicht wollt ihr die Creme nachsüßen. Die Hälfte dieser Creme, also 500 g, auf die getränkten Kekse streichen.
6. Dann die marinierten Melonen-Würfel auf der Creme verteilen. Die Flüssigkeit aber nicht mit drauf kippen, sonst wird das Tiramisu zu nass (ist mir beim ersten Versuch passiert, auf zwei Fotos zu sehen). Einfach trinken, das beschwingt bei der weiteren Zubereitung.
7. Danach wieder eine Schicht Kekse, also die übrigen 60 g Löffelbiscuits und darauf die übrigen 75 g Lotus Biscoffs.
8. Anschließend wieder Pineau-Mix, die übrigen 50 ml.
9. Schließlich die übrigen 500g der Creme schönstenfalls mit einem Spritzbeutel, oder einfach wieder mit dem Löffel, auf dem Melonen Tiramisu verteilen.
10. Zum Schluss die marinierten Melonenkugeln auf der Creme anrichten, die Marinade aber diesmal behalten. Mindestens zwei Stunden in den Kühlschrank stellen. Falls man es aushält, am besten über Nacht.
11. Erst direkt vor dem Servieren die Melonenkugeln mit der restlichen Marinade begießen, ein paar Biscoffs zur Deko drüber bröseln und alles mit frischer Minze garnieren.
So, ich habe zwar zielsicher drei Zutaten empfohlen, die es hier gar nicht gibt, aber wünsche trotzdem viel Freude mit dem Rezept – no sarcasm 😉 Tipps zu Beschaffung, Einkauf und ggfs. Ersatz stehen ja oben. Das Melonen Tiramisu ist wahnsinnig aromatisch und verlängert uns den Sommer noch ein bisschen…
@frau.suessschnabel schreibt
Meine liebe Vera,
das sieht ja mal wieder sowas von genial aus 😍😍 Und eine Kombination aus Alkohol und Mascarpone ist nie zu verachten 😁
Ich verwende sehr gerne die Bio-Speisequarkzubereitung Magerstufe 0 % Fett i. Tr. 250 g von Andechser. Passt, gibt es auch als Rewe-Bio-Eigenmarke. Kommt zwar auch nicht an Frommage Blanc ran, aber für Magerquark mehr als gut 😁
Wir sollten am besten einen Lebensmittelvertrieb für französische Produkte aufmachen, die sind hier leider Mangelware 🙄
Oh ja, es geht nichts über aromatisches Obst, das bis zum perfekten Reifezeitpunkt am Baum, Strauch oder was auch immer bleiben durfte. Wir hatten neulich eine ziemlich teure Premium-Melone – ohne Geschmack und steinhart 🙈
Wenn man schon mehr Geld hinlegt möchte man wenigstens einen guten Geschmack erwarten dürfen, aber das scheint manchmal zuviel verlangt 😂
Hab ein schönes Wochenende!
Alles Liebe,
Melanie
Vera schreibt
Hi Süße,
mal wieder verstehen wir uns 😁 Ah das ist ja ein super Tipp, ein Fromage Blanc-Dupe quasi – genial, danke dir! Muss ich unbedingt testen.
Ohne Quatsch, das wäre eigentlich echt eine Geschäftsidee… Nur: Ich sehe uns schon wie vollgefressene Winnie Poohs in unserem dann leider leeren Lagerraum sitzen 😂
Ach wie schade, sowas finde ich auch immer super ärgerlich. Wenn man sich schon extra aufrafft und in diesen kargen Zeiten Geld in die Hand nimmt… Ist mir auch mal passiert, in einem von mir eigentlich sehr gehypten Hofladen hier. Ich habe es verziehen, denn die Händler stecken ja auch nicht drin, aber geärgert hat es mich sehr und verstehe dich gut. Es war auch noch für Gäste…
Alles Liebe, drück dich!
Isabelle schreibt
Das klingt ja mega lecker, ich speichere es mir gleich für den Sommer, wo wir in der charente maritime auf Urlaub sind! Freu mich drauf!
Vera schreibt
Liebe Isabelle,
dankeschön! Das freut mich riesig. Vor Ort wirst du den besten Pineau und die besten Melonen bekommen. Lass es dir gut schmecken und hab einen wunderschönen Urlaub ☀️
Liebe Grüße
Vera