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Arbeiten als Blogger setzt die Fähigkeit voraus, auch mal Pausen machen zu können. Schlaue Blogger nutzen beispielsweise die Zeit von Weihnachten bis Dreikönig, um eine längere Auszeit einzulegen und sich selbst zu finden. Ich habe vier Flaschen Whiskey im Schrank gefunden. Aber Pause gemacht habe ich auch! Und zwar von Tag zu Tag besser. Um das mal zu illustrieren:
Faulheitslevel 1 – ich recycle Fotos von 2015 und mache einen Blogpost daraus.
Faulheitslevel 3 – statt den Allgemeinmüll rauszubringen, wird eine neue Tüte neben dem vollgestopften Mülleimer eröffnet. Schande! Schande!! (wait for it)… Schande!!!
Mein Jahr 2016:
An diesem Punkt habe ich gemerkt, wie fertig ich eigentlich war. 2016 war in vielerlei Hinsicht ein gutes Jahr: Ich habe ohne peinliche Zwischenfälle auf dem Standesamt ja gesagt, auf dem Flug nach Mauritius keine Kotztüte benötigt und musste Einkommensteuer im Wert von einem Mittelklassewagen nachzahlen. Privat und beruflich ein voller Erfolg. Aber den letzten freien Tag, so richtig mit Wand anstarren und wirklich mal GAR nichts machen, hatte ich… 2015?
Arbeiten als Blogger:
Selbständig zu sein und seinen Job zu lieben ist ein Glücksfall, aber Arbeiten als Blogger ist auch gefährlich. Für die Beziehung, für Figur und Teint, für gemütliche Abende auf dem Sofa mit Büchern, gutem Essen oder sogar Menschen.
Bis nachts um zwei aufs Macbook einzuhacken, war 2016 meine normale Arbeitszeit. 16 Arbeitsstunden am Tag waren eher die Regel als die Ausnahme. Wochenenden gab es nicht in meiner Welt. Und wenn ich doch mal pünktlich ins Bett kam, überlegte sich mein Kopf fröhlich weiter irgendwelche Konzepte, Rezepte, Stylings und Mailantworten.
(Blog-Kooperationen machen übrigens nur einen Teil meiner Aufträge aus, inzwischen arbeite ich auch viel unabhängig vom Blog als Content Creator, Stylist und Fotograf. Was ihr an Koops auf dem Blog seht, ist also nur die Spitze des Arbeits-Eisbergs.)
Kreativitätsdruck und Zufriedenheit mit sich selbst:
Denn das Perfide ist: Arbeiten als Blogger macht ja Spaß. Dass der ständige Kreativitätsdruck aber auch unheimlich stresst, habe ich erst jetzt so richtig bemerkt, wo ich zwischen den Jahren mal zur Ruhe gekommen bin.
Gerade als kreativ arbeitender Blogger, Stylist und Fotograf ist es nämlich schwer, eine Grenze zwischen sich selbst und der Arbeit zu ziehen. Man identifiziert sich ja mit seinen Werken. Man gibt so viel von seiner Persönlichkeit hinein. Am Ende nicht zufrieden mit seinem Styling und seinen Fotos zu sein, fühlt sich an, als wäre man nicht zufrieden mit sich selbst (das ist natürlich völliger Unsinn, aber das sind Gefühle eben manchmal). Deswegen gibt man am liebsten immer 110%.
Einflüsse von außen:
Und als würde man sich selbst nicht schon genug unter Druck setzen, sind da noch die ganzen Einflüsse von außen: Sollte ich nicht endlich mal was mit Gold fotografieren? Das ist doch Trend, verdammt nochmal! Scheiße, Süßkartoffelsuppe kannste nimmer bloggen, hat Blogger XY grad gepostet (Suppe steht schon fertig im Kühlschrank. Damn). Und wer ist eigentlich dieser Pinterest, der jeden Tag 7542 geile Rezepte mit Foodfotos zum Niederknien raushaut? Alle sind trendiger, schneller, produktiver und kruschteln ihre Küchentücher schöner hin als ich. Buhuuu.
Eine Patentlösung habe ich nicht gefunden (nein, der Whiskey gilt nicht). Die ultimativen 7 Tricks, die jeder erfolgreiche Blogger kennen muss, auch nicht. Und 42 magische Morgenrituale, um als Selbständiger effizient zu bleiben, schon gar nicht.
Ich werde nicht von heute auf morgen alles anders und vor allem besser machen. Man weiß um die Dinge, man macht sie trotzdem. Man weiß, dass man von der zweiten Portion Nudeln zunimmt, man isst sie trotzdem. Ich wollte es 2017 langsamer angehen lassen, ich habe mir die ersten zwei Monate trotzdem wieder mit Arbeit zugeknallt (kann mal einer meiner Chefin eine links und eine rechts runterhauen?).
Pausen machen:
Aber meine Pause hat mir gezeigt: Pausen sind für gute Arbeit so wichtig wie die Arbeit selbst. Ein freier Tag ist durchaus mal das Geld wert, das man nicht verdient, weil man den Auftrag ablehnt. Und möglicherweise fühlt sich ein ab 18 Uhr gemütlich auf dem Sofa verbrachter Feierabend genauso schön an wie die Zufriedenheit mit dem perfekten Foto.
Bei sich bleiben:
Außerdem tut man sich etwas Gutes, wenn man mal ein bisschen weniger nach rechts und links schaut. Unbeeinflusst von Trends, anderen Bloggern, Wünschen von Kooperationspartnern oder Suchmaschinenoptimierungsstrategien bin ich zwischen den Jahren zum Kochen mit Whisky gekommen. Einfach so… Naja, die Dropkick Murphys und Herr Männchen waren nicht ganz unschuldig daran. Aber der Einfluss kam eben von außerhalb dieser Blogger-Blase.
Etwas mal nicht von vornherein nur für den Blog zu tun, sondern es spontan aus dem Leben heraus zu machen und dann drüber zu bloggen – ein ganz verwegener Gedanke. Für Selbständige übrigens durchaus ein Luxus, der einen das Geld kostet, das man für einen ansonsten in dieser Zeit bearbeiteten Auftrag kassiert hätte. Aber dafür habe ich den Blogpost mit der Whiskey-Cheddar-Suppe so lieb wie schon lange keinen mehr. Und dieser Motivationskick, diese wiedergewonnene Freude am Kochen und Fotografieren, kommt letztendlich doch wieder dem Arbeiten als Blogger zugute. So ganz still und heimlich hintenrum. Hah.
Na gut, dass Männchen mir EIN Foto von frostigen Bäumen gemacht hat, war gelogen. Es waren 200 und ich habe mir noch vier weitere davon gemopst. Ist hübscher als ein Bild von der neu eröffneten Zweit-Mülltüte, oder? Zusammen mit den Fotos von der frisch aufgeräumten Küche verbildlichen die Frostfotos die perfekte Januar-Reinheit, finde ich. Klarheit draußen und drinnen und so, ne. Hach, was simma wieder deep heute.
Miri Weber schreibt
Liebe Vera
Wow – diese Arbeit. Ich habe grad deinen nigelnagelneuen Blog entdeckt und ein bischen darin rumgestöbert! Wunderschön sieht es aus und ich finde es mega, dass man auf deiner neuen Page auch eine Übersicht über alles hat. So wie diesen Post, den ich soeben entdeckt habe.
Phuuu, tut das gut, das alles von dir zu hören.
2017 war nämlich genau so ein Jahr von mir und obschon ich mit vielen guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet bin, ist mittlerweile fast Juli und langsam kann ich die Vorsätze auch umsetzen.
Fühl dich gedrückt…
….aus der Schweiz
Miri Weber
Vera schreibt
Hey Miri, ganz lieben Dank! Freut mich total, dass dir meine neue Seite gefällt. Ja, das war (und ist auch noch) eine Menge Arbeit hinter den Kulissen. In der Zeit konnte ich natürlich kaum neue Blogposts machen, hab mich schon wieder unproduktiv gefühlt und so weiter… Aber alles zu seiner Zeit. Und umso mehr freut es mich, dass es dir positiv auffällt. Ich bin auch super glücklich damit, wie schön ordentlich jetzt alles ist. So ist es auch viel leserfreundlicher, denke ich.
Dass es dir 2017 auch so ging, beruhigt mich jetzt ein bisschen. Gerade bei dir denke ich immer, oh Mann, sie ist so produktiv, zeigt immer neue Sachen, die man nicht schon xmal gesehen hat und scheint aber auch ihre Work-Life-Balance im Griff zu haben. Und dann kann sie noch so gute Videos machen 😉 Ich wünsch dir, dass du deine Vorsätze weiter gut umsetzen kannst und nie den Spaß an deiner tollen Arbeit verlierst!